Auf Einladung des Berliner Gehörlosenverbandes e.V., Brücke verbindet e.V.,
des Fördervereins der Ernst-Adolf-Eschke-Schule Berlin e.V. und des Berliner Elternvereins Hörgeschädigter e.V. wird der Kurzfilm “Komm doch mit, sei ganz ruhig, wir gehen mal dahin…” am Freitag, 18. April um 18:00 Uhr in Berlin präsentiert:
- Friedrichstraße 12 (Kreuzberg)
- Eduard-Fürstenberg-Saal
- Filmabend, Vortrag und Diskussion
- mit Gebärdensprachdolmetscher
Referenten: Dr. Thomas Schnitzler (Historiker), Hans Lieser (Zeitzeuge), Valentin Hennig, Bettina Leuchtenberg (Drehbuch, Redaktion), Harry Günzel (Kamera, Schnitt, Regie).
Eintritt: 4 €
Studenten, Arbeitslose, Mitglieder (GVB) 2 €
Schüler und Lehrer: frei
Mit Kinderbetreuung (beim Kinder- u. Jugendclub der Sinneswandel)
Verkehrsverbindung: U-Bahn U6, U1; Bus M41 – Hallesches Tor
www.deafberlin.de – info@deafberlin.de
Fax: 030 – 2517053
Infos siehe auch RBB – Videotext, Tafel 790 ff.
Das Kommunikationsforum wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales.
Zum Film:
Gemeinsam mit dem Trierer Historiker PD Dr. Thomas Schnitzler recherchierten wir über das Thema „Zwangssterilisation an Männern, Frauen und Jugendlichen im NS-Staat in Trier“. Das Thema ist in den audiovisuellen Medien bisher kaum aufgearbeitet worden. Eine Informationslücke, die im Wesentlichen auf das langjährige Schweigen sowohl der Betroffenen und deren Familien selbst als auch der für die Durchführung verantwortlichen Institutionen (Gerichte, Gesundheitsämter und Krankenhäuser) zurückgeht.Grundlage der massenweise durchgeführten Zwangssterilisation ist das aus dem Jahr 1933 stammende „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GVen). Als Erbkrankheiten galten beispielsweise „angeborener Schwachsinn, Schizophrenie, manisch-depressives Irresein, erbliche Fallsucht, erblicher Veitstanz, erbliche Blindheit, erbliche Taubheit, körperliche Missbildungen jeder Art und schwerer Alkoholismus“. Auf Grundlage dieses heute immer noch wenig bekannten NS-Gesetzes wurden in der Zeit von 1934 bis 1945 etwa 400.000 Kinder und Erwachsene zeugungsunfähig gemacht.
Ein Opfer des GVen ist ein 1925 in der Nähe von Trier geborener Gehörloser. Ein Trierer Polizist (geb. 1926) hat sich jahrelang für ihn und viele andere Zwangssterilisierte eingesetzt, damit die Betroffenen zumindest eine finanzielle Entschädigung erhielten. Seinem Engagement war es auch zu verdanken, dass das GVen schließlich 1998 – 65 Jahre nach seiner Einführung (!!!) – vom Deutschen Bundestag zum „NS-Unrecht“ erklärt und damit aufgehoben wurde.
Diese beiden hoch betagten Herren konnten wir an authentischen Orten interviewen. Dabei hat ein Dolmetscher die Erinnerungen des gehörlosen Interviewpartners synchron aus der Gebärdensprache übersetzt. Während (bzw. in Kommentierung zu) dem Interview werden auch die authentischen Orte seiner Zwangssterilisation ins Bild gerückt: das „Erbgesundheitsgericht“ als die beschlussfassende Behörde und das für die Durchführung der Operation bestimmte Krankenhaus.
Das Interview mit Hans Lieser ist der erste Erlebnisbericht von einem der 2220 Zwangssterilisationsopfer im Trierer Bezirk, der damit eine der höchsten Quoten erreichte.
- Länge: 20:00 min.
- Drehbuch, Redaktion: Bettina Leuchtenberg
- Kamera, Schnitt, Regie: Harry Günzel
- Wissenschaftliche Beratung: PD Dr. Thomas Schnitzler
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